Morbus Hunter ist eine genetische Erkrankung. Beim Morbus Hunter ist das Gen, das für die Bildung des Enzyms Iduronat-2-Sulfatase (I2S) verantwortlich ist, verändert (mutiert). Da das Gen verändert ist, wird das Enzym I2S nicht mehr korrekt hergestellt und kann auch nicht mehr richtig funktionieren. Manche Genveränderungen führen auch dazu, dass I2S gar nicht mehr hergestellt wird.

Kurz gesagt, befindet sich das Gen, das Morbus Hunter verursacht, auf dem X-Chromosom (eines der Geschlechtschromosomen). Ein Junge, der ein X-Chromosom mit einem defekten I2S-Gen vererbt bekommt, wird Morbus Hunter entwickeln. Frauen haben zwei X-Chromosomen. Wenn ein Mädchen ein betroffenes Chromosom vererbt bekommt, wird sie die Krankheit in den allermeisten Fällen nicht entwickeln da sie noch ein weiteres X-Chromosom hat. Sie wird aber trotzdem Trägerin sein, d. h., sie könnte das mutierte Gen an ihre eigenen Kinder weitergeben. Das ist unten noch einmal genauer erklärt.

Alle Zellen des Körpers enthalten genetische Informationen in Form eines chemischen Stoffes namens DNA. Die DNA bildet zwei lange, ineinander verdrehte Stränge (die Doppelhelix), die sich dann in größere Strukturen, den Chromosen, organisieren. Gene sind Abschnitte der DNA, die wie ein Code funktionieren (ein bisschen wie ein Rezept), in dem die Information zur Herstellung anderer Moleküle gespeichert ist (zum Beispiel Enzyme). Die Lage eines Gens kann einer genauen Position auf einem bestimmten Chromosom zugeordnet werden.

Menschen haben 23 Chromosomenpaare. Auf einem davon sind die Chromosomen, die das Geschlecht bestimmen. Bei Frauen sind beide geschlechtsbestimmenden Chromosomen X-Chromosomen (XX), und bei Männern besteht das Paar aus einem X-Chromosom und einem Y-Chromosom (XY).

Das Gen, das das Enzym I2S codiert, nennt man IDS und befindet sich auf dem X-Chromosom. Deshalb wird Morbus Hunter auch über das X-Chromosom vererbt.

Morbus Hunter wird rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass die Krankheit nicht ausbricht wenn die Person eine gesunde Genkopie bzw. ein gesundes X-Chromosom hat.

Männer haben nur ein X-Chromosom. Das bedeutet, dass sich Morbus Hunter bei Männern immer entwickelt wenn das X-Chromosom das mutierte IDS-Gen hat. Deshalb tritt Morbus Hunter so viel häufiger bei Jungen auf, als bei Mädchen. Bei ihnen reicht eine einzige mutierte Kopie des IDS-Gens aus, um Morbus Hunter zu entwickeln.

Männer geben nur ein X-Chromosom an ihre Töchter weiter. Daher wird die Tochter eines Mannes mit Morbus Hunter das mutierte Gen erben. Männer geben an ihre Söhne nur ihr Y-Chromosom weiter. Daher können sie keine mutierten IDS-Gene an sie vererben.

Frauen mit einem mutierten IDS-Gen auf einem X-Chromosom und einem gesunden Gen auf dem anderen X-Chromosom entwickeln keinen Morbus Hunter, sind aber Trägerinnen der Erkrankung. Das bedeutet, sie können das mutierte IDS-Gen an ihre Kinder weitergeben. Jede Frau gibt eines ihrer zwei X-Chromosomen an ihr Kind weiter. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, dass das mutierte IDS-Gen weitergegeben wird, liegt bei 50 %.

Frauen können in sehr seltenen Fällen Morbus Hunter entwickeln. Das kann passieren, wenn das X-Chromosom mit der gesunden Kopie des IDS-Gens ein anderes Problem hat, oder sie könnte zwei X-Chromosomen geerbt haben, die das mutierte Gen enthalten.

Erfahren Sie mehr über die Anzeichen und Symptome von Morbus Hunter.

Mehr Info

Morbus Hunter-Familienstammbaum

Dieser Familienstammbaum zeigt, wie das Gen, das für Morbus Hunter verantwortlich ist, vererbt und weitergegeben wird.

Frauen können ein Gen mit der Anlage für Morbus Hunter haben, ohne selbst betroffen zu sein. Wenn ein Gen mit der Anlage für Morbus Hunter an einen männlichen Nachkommen weitergegeben wird, entwickelt er Morbus Hunter.

Mutter ist Trägerin

Vater ist nicht betroffen

kleines_madchen

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter weder Trägerin noch selbst betroffen sein wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter Trägerin sein wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass der Sohn nicht betroffen sein wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass der Sohn Morbus Hunter haben wird

Mutter ist weder Trägerin noch betroffen

Vater hat Morbus Hunter

Alle Töchter werden Trägerinnen sein

Keiner der Söhne wird betroffen sein

Mutter ist Trägerin

Vater hat Morbus Hunter

kleines_madchen

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter Morbus Hunter haben wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter Trägerin sein wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass der Sohn nicht betroffen sein wird

50 %
Wahrscheinlichkeit, dass der Sohn Morbus Hunter haben wird

Mutter ist weder Trägerin noch betroffen

Vater ist nicht betroffen

Alle Töchter werden weder Trägerinnen noch selbst betroffen sein

Keiner der Söhne wird betroffen sein